Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Weltweit gilt: Eine gute Ausbildung und vielversprechende Jobperspektiven legen die Basis für eine erfolgreiche Zukunft – von Menschen und Staaten. Die GIZ fördert deshalb Ausbildungssysteme in verschiedenen Partnerländern, aber auch die Migration von Fachkräften nach Deutschland.
Ob Handwerk, Gastronomie oder Gesundheitsbranche: Der Fachkräftemangel in Deutschland ist allgegenwärtig. Es braucht qualifiziertes Personal aus dem Ausland, um Staat und Gesellschaft auch zukünftig leistungsfähig zu halten. Andernorts ist der Arbeitsmarkt von anderen Herausforderungen geprägt. In manchen Ländern existiert ein Überangebot an Fachkräften, in anderen Regionen ist eine unzureichende Berufsausbildung das Problem.
Gut ausgebildete Menschen haben bessere Chancen, menschenwürdige Beschäftigung zu finden und ihren Lebensunterhalt nachhaltig zu sichern. Gemeinsam mit Partnern aus Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft arbeitet die GIZ deshalb daran, weltweit Fachkräfte auszubilden und ihnen bessere Lebensperspektiven zu ermöglichen. Im Mittelpunkt stehen dabei immer die spezifischen Bedürfnisse des jeweiligen Arbeitsmarkts und der entsprechenden Gesellschaft.
Zwei Beispiele unserer Arbeit stellen wir im Folgenden vor: In Jordanien unterstützen wir bei der Entwicklung praxisnaher Ausbildungsprogramme, um so das Ausbildungssystem dort zu verbessern. Mit dem Programm „Triple Win“ fördern wir die Migration von qualifiziertem Personal nach Deutschland. Beide Ansätze verfolgen ein Ziel: einen Mehrwert schaffen für Zivilgesellschaft, Staat und Wirtschaft.
Triple Win: ein Erfolgsmodell
Deutschland leidet unter einem akuten Fachkräftemangel, unter anderem in der Pflege. Das Programm „Triple Win“ fördert die Migration gut ausgebildeter Pflegekräfte nach Deutschland.
Kerala – Bangalore – Paris – Düsseldorf: 8.800 Kilometer, vierzehn Flugstunden, drei Flüge, ein neues Leben. Ayona Jose und Jyothy Pattath Shaiju haben es gewagt. Sie sind aus dem südindischen Bundesstaat Kerala nach Deutschland ausgewandert. Möglich gemacht hat dies das Programm „Triple Win“. Es vermittelt Pflegekräfte aus verschiedenen Ländern nach Deutschland. Dadurch reduziert es den Personalengpass in deutschen Unikliniken, Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen – und entlastet gleichzeitig in den Herkunftsländern den Arbeitsmarkt. Denn das Programm wirbt nur dort Fachkräfte an, wo es mehr Bewerber*innen als Stellen gibt. Bosnien und Herzegowina, Tunesien, Indonesien, Jordanien und die Philippinen sind solche Länder. Auch der indische Bundesstaat Kerala gehört dazu.
Triple Win
Auftraggeber
deutsche Kliniken und Pflegeeinrichtungen (Programm wird umgesetzt durch GIZ International Services in Kooperation mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit)
Ort
Bosnien und Herzegowina, Indien (Kerala), Indonesien, Jordanien, Philippinen, Tunesien und Vietnam (Auszubildende)
Laufzeit
seit 2013
Auch Chippy Bose Shaila ist mit "Triple Win" von Kerala nach Deutschland gekommen und arbeitet jetzt in einer Kreisklinik in Bayern. Ihre Geschichte lesen Sie hier:
„Triple Win“ orientiert sich bei der Auswahl der Partnerländer unter anderem am Verhaltenskodex der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und wirbt keine Arbeitskräfte ab, die vor Ort benötigt werden. Die Vereinten Nationen listen das Programm als gutes Beispiel für faires Recruiting. Wegen des großen Erfolgs wurde das Konzept bereits weiter ausgebaut. Daraus sind Modelle für Auszubildende in der Pflegebranche sowie das Programm „Global Skills Partnerships“ hervorgegangen. Die GIZ weitet „Triple Win“ aktuell auch auf den Bereich Hotel- und Gastgewerbe zur Gewinnung von Köch*innen aus Indonesien aus und prüft Übertragungsmöglichkeiten auf weitere Branchen.
Der Triple Win auf einen Blick:
Die Pflegekräfte arbeiten und leben zu fairen Bedingungen in Deutschland und haben so eine Chance auf verbesserte Lebensperspektiven.
In ihren Herkunftsländern sinkt die Arbeitslosigkeit, Angehörige profitieren gegebenenfalls von finanzieller Unterstützung durch die ausgewanderten Pflegekräfte. Wenn Fachkräfte in ihre Herkunftsländer zurückkehren, können sie ihr Wissen dort weitergeben.
Deutsche Kliniken und Pflegeeinrichtungen können offene Stellen mit qualifiziertem Personal besetzen.
Gut vorbereitet nach Deutschland
Grundstein des „Triple Win“-Programms ist eine Vermittlungsabsprache zwischen staatlichen Stellen. Auf deutscher Seite ist die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit (BA) beteiligt, die im Zielland mit einem entsprechenden Pendant zusammenarbeitet. Im Falle von Ayona Jose und Jyothy Pattath Shaiju war das die indische Arbeitsverwaltung NORKA Roots. Dort haben die beiden sich für die Teilnahme an „Triple Win“ beworben – und wurden ausgewählt.
Als Arbeitgeber auf deutscher Seite nimmt unter anderem das Marien-Hospital in Wesel an „Triple Win“ teil. Bei einem digitalen Vorstellungsgespräch haben Ayona Jose und Jyothy Pattath Shaiju ihren zukünftigen Arbeitgeber von ihren fachlichen und sprachlichen Qualifikationen überzeugt.
Rund 400
Arbeitgeber in Deutschland haben in den vergangenen zehn Jahren mit „Triple Win“ kooperiert.
Rund 6.200
ausgebildete Pflegekräfte hat das Programm seit 2013 an deutsche Arbeitgeber vermittelt.
Schon bevor die Arbeitsverträge unterzeichnet waren, hat die GIZ die beiden jungen Frauen gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern wie dem Goethe-Institut in Kerala auf ihr neues Leben in Deutschland vorbereitet. Alle „Triple Win“-Teilnehmer*innen absolvieren in ihren Heimatländern Sprachkurse und lernen in einem Pflegefachkurs die Unterschiede zwischen dem ausländischen und dem deutschen Gesundheitssystem, Fachbegriffe sowie Karriereoptionen kennen. Als Ayona Jose und Jyothy Pattath Shaiju ihre B1-Sprachprüfung bestanden, ihre Visaunterlagen zusammengestellt und den Antrag bei der Deutschen Botschaft gestellt hatten, konnte ihr neuer Lebensabschnitt beginnen.
Partnerschaften als Erfolgsfaktor
Als die beiden am 26. September 2022 in Düsseldorf ankamen, war es für sie das erste Mal in Deutschland. Sie waren aufgeregt, neugierig und hatten auch Angst – vor allem wegen der Sprache. Heute sprechen beide fließend Deutsch und fühlen sich sehr willkommen. Nach einem Anerkennungsjahr im Marien-Hospital entsprechen auch ihre Berufsabschlüsse offiziell den deutschen Anforderungen.
Ihre erfolgreiche Integration ist das Resultat der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten. Diese ermöglicht nicht nur die sehr gute Vorbereitung in Kerala, sondern auch, dass die GIZ die Pflegekräfte während ihres ersten Jahres in Deutschland weiter eng begleitet. Denn „Triple Win“ endet nicht mit der Einreise der Pflegekräfte. Gerade in den ersten Wochen unterstützen Mitarbeitende der Arbeitgeber und der GIZ die Teilnehmenden im neuen Alltag, zum Beispiel bei der Eröffnung eines Bankkontos, der Wohnungssuche oder bei Behördengängen.
Jyothy Pattath Shaiju wohnt inzwischen mit ihrem Mann zusammen, der bereits vor ihr von Indien nach Deutschland ausgewandert war. Und auch für Ayona Jose ist ein Traum in Erfüllung gegangen: einmal in Europa zu arbeiten und zu leben.
Lesen Sie hier, wie „Triple Win“ auch Lejla Tarić und Amila Balagić aus Bosnien-Herzegowina neue Perspektiven eröffnet hat:
»Das ,Triple Win‘-Programm ist ein Meilenstein in der Geschichte der beruflichen Migration zwischen Indien und Deutschland. Diese Zusammenarbeit hat den Rekrutierungsprozess revolutioniert und einen Paradigmenwechsel in Sachen Organisation, Struktur und Transparenz eingeleitet.«
Prakas P. Joseph, Personalgewinnung bei NORKA Roots
»Wir schätzen die verlässliche Zusammenarbeit im Programm ‚Triple Win‘, worüber wir qualifizierte und sehr motivierte Mitarbeitende gefunden haben. Besonders wichtig ist uns eine Anwerbung unter transparenten, fairen und für die Herkunftsländer nachhaltigen Bedingungen. Dafür stehen GIZ und ZAV.«
Klaus Hund, Pflegemanagement, Marien-Hospital gGmbH Wesel
»Wenn sich die Kandidat*innen in Deutschland eingelebt haben, schicken sie uns manchmal E-Mails mit ihren Erfolgsgeschichten. Das ist immer sehr bereichernd.«
Liju George, Projektleiter „Triple Win“ bei der GIZ in Kerala, Indien
Viele Berufsausbildungen in Jordanien sind sehr theoretisch und bereiten unzulänglich auf den Arbeitsalltag vor. Gemeinsam mit lokalen Partnern arbeitet die GIZ daran, die Qualifikationsmöglichkeiten für Jordanier*innen zu verbessern.
Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt ist groß in Jordanien. Während Unternehmen nicht genug qualifizierte Fachkräfte finden, legen Berufsbildungsstätten den Schwerpunkt oft eher auf die Theorie als auf die Berufspraxis. Gemeinsam mit dem jordanischen Arbeitsministerium, Hochschulen, Berufsbildungsinstituten und privatwirtschaftlichen Unternehmen arbeitet die GIZ daran, duale Ausbildungs- und Studienprogramme zu etablieren – und so die Auszubildenden praxisnah für Berufe in Bereichen wie Logistik, Informationstechnologie oder Photovoltaik zu qualifizieren. Die Situation auf dem jordanischen Arbeitsmarkt konnte so bereits nachhaltig verbessert werden.
MOVE-HET – Unterstützung jordanischer Bildungsanbieter beim Angebot von arbeitsmarktorientierter beruflicher Bildung
Auftraggeber
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Kofinanziert durch
•Phase I: Kuwait Fund for the Advancement of Sciences (KFAS), Korea International Cooperation Agency (KOICA), Botschaft des Königreichs der Niederlande (DGIS)
Absolventinnen und Absolventen haben bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen.
26
duale Studiengänge an vier Hochschulen mit 337 Studierenden sind etabliert.
Über 50
Prozent davon haben eine Beschäftigung gefunden und/oder ihr Einkommen erhöht.
90
Partnerunternehmen haben bereits an den Ausbildungsprogrammen teilgenommen.
»Gut auf den Arbeitsalltag vorbereitet«
Safa’a Khlaifat hat am von der GIZ unterstützten praktischen Trainingsprogramm des Deutsch-Jordanischen Kompetenzzentrums für Logistik in Aqaba teilgenommen.
Safa’a, mit welchen Herausforderungen waren Sie auf dem jordanischen Arbeitsmarkt konfrontiert?
Der jordanische Arbeitsmarkt ist hart umkämpft, vor allem für Personen ohne Berufserfahrung. Es war schwierig für mich, eine Stelle zu finden, die meinen Interessen entsprach und mir Entwicklungsmöglichkeiten bot. Als Frau bin ich auf dem Arbeitsmarkt mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert. Zum Beispiel ist das Gehalt für uns oft so niedrig, dass es die Kinderbetreuungskosten nicht deckt.
Das Training war also eine echte Chance für Sie?
Ja, dank des Ausbildungsprogramms konnte ich diese Hindernisse überwinden. Jetzt kenne ich mich aus in Lagermanagement, Transportlogistik, Softwareanwendungen und Lieferkettenmanagement. Inzwischen bin ich als Logistikassistentin fest angestellt bei ASYAD, einem Abfertigungsunternehmen in Aqaba. Dort bearbeite ich zum Beispiel Import- und Exportdokumente. Ich bin Bindeglied zwischen ASYAD, den Zollbehörden und anderen am Abfertigungsprozess beteiligten Parteien und sorge für eine klare und rechtzeitige Kommunikation.
Wie ist das gelungen?
Durch einen klaren Fokus auf praktische Fertigkeiten. Ich habe dort nicht nur theoretische Konzepte kennengelernt, sondern konnte in Simulationen und Fallstudien mein Wissen direkt in die Praxis umsetzen. Viele der geübten Situationen erlebe ich jeden Tag in meinem Job als Logistikassistentin. Das Programm hat mich gut auf den Arbeitsalltag vorbereitet.
Wie hat sich Ihre Lebenssituation durch den neuen Job verändert?
Durch die Vollzeitstelle konnte ich mein Einkommen erhöhen. Außerdem hat die Ausbildung mein Selbstvertrauen gestärkt. Ich möchte daher auch andere jordanische Frauen ermutigen, aktiv nach Fortbildungsmöglichkeiten für ihre berufliche Entwicklung zu suchen.
Mehr zu unseren Partnerschaften und den Wirkungen unserer Arbeit erfahren Sie hier:
Vielfältige Partnerschaften: das Fundament unserer Arbeit
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